Die neuen Aufgaben der Forstwirtschaft

Dieses Büchlein mit 64 Seiten habe ich vor einigen Jahren gekauft. Es ist 1951, vor mehr als 70 Jahren, erschienen. Das Vorwort steht dabei ganz im Zeichen des damaligen politischen Zeitgeistes der frühen DDR:

“Der Beginn des Fünfjahrplanes fällt in die Zeit der verschärften Kriegshetze der anglo-amerikanischen Imperialisten. Immer deutlicher zeigt sich, daß die amerikanischen Monopolkapitalisten in ihrer Zielsetzung, die Weltherrschaft zu errichten, das Erbe Hitlers angetreten haben, um den Deutschen und so vielen anderen Völkern neue Not und neues Elend, Tod und Vernichtung zu bringen.” (Seite 5, erster Absatz)

Nachdem der damals wohl unvermeidlichen Propaganda auf den ersten Seiten genüge getan wurde, wird es aber forstfachlich interessant. Es geht um die Planziele der Forstwirtschaft in den kommenden fünf Jahren. So sollten bis 1955 alle Kahlflächen in der DDR, die kriegs- und nachkriegsbedingt noch bestanden, aufgeforstet werden – man benötigte schließlich Holz! Auf Seite 11 steht dazu:

“Zur Erhaltung und Erweiterung eines ausreichenden und gesunden Waldbestandes sind folgende wirtschaftliche Maßnahmen durchzuführen:

a) Aufforstungsarbeiten auf mindestens 80.000 ha Kahlflächen

b) Weitere Anpflanzungen auf einer Fläche von 20.000 ha verlichteter Waldbestände

c) Förderung des Anbaus raschwüchsiger Holzarten, insbesondere geeigneter Pappelarten”

Da kann man zu heute durchaus Parallelen ziehen. Durch die letzten katastrophalen fünf Jahre seit 2017 sind bspw. im Harz erhebliche Freiflächen entstanden. Aufgrund von Pflanzen-, Arbeitskräfte- und Geldmangel geht die Aufforstung nicht so schnell voran, wie es aus Sicht des Waldbaus wünschenswert erscheint. In der frühen DDR der 1950er Jahre setzte man alles daran, die damaligen Kahlflächen schnell wieder zu bestocken – trotz nachkriegsbedingt fehlender Arbeitskräfte, trotz schwerer körperlicher Arbeit. Damals war der Wald eben vorrangig Rohstoffquelle. Von Waldbaden, Joggen oder Biken sprach keiner. Die Menschen hatten einfach Existenzsorgen und brauchten das Holz dringend.

 

 

 

 

 

 

 

Wenn wir heute diskutieren, was an Aufforstung zu schaffen ist, hilft mal ein Blick in die Vergangenheit, was die Forstleute und ihre Waldarbeiter*innen unter schwierigsten Bedingungen kurz nach dem Krieg geschafft haben. In sechs Jahren nach Kriegsende wurden ca. 200.000 ha aufgeforstet – genauso viel Fläche ist in Deutschland seit 2017 durch Kalamitäten abgestorben. Aber heute wird darüber diskutiert, was man davon überhaupt aufforsten kann oder ob man überhaupt aufforsten soll oder nicht alles der Naturverjüngung überlassen sollte. Wir sollten uns in diesem Punkt ein Beispiel an früheren Zeiten nehmen.

Auch über das Thema “Wild und Jagd” finden sich Ausführungen (S. 41 und Seite 42):

“Wenn wir unseren Wald aufbauen wollen, müssen wir weite Gebiete unserer Waldlandschaften frei von Rotwild halten,…müssen ferner dahin streben, daß Rehwild und die Hasen so kurz gehalten werden, daß der Aufbau des Waldes nicht behindert…(wird).” Diese Einstellung hatte sich im Laufe der Jahre in der Forstwirtschaft der DDR dann leider vielerorts überholt, wie man späterhin an vielen Waldbildern überdeutlich sehen konnte.

 

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