Waldbrand – ein Blick in die Vergangenheit kann helfen!

Aufgrund der Trockenheit in 2022 (2018 und 2019 war es ähnlich) steht das Thema Waldbrand wieder sehr stark im Focus der Öffentlichkeit. Neben Forstleuten diskutieren auch Laien, Ahnungslose und selbsternannte Ökologen bei diesem Thema eifrig mit.

Gibt es heute wirklich mehr Waldbrände als früher?

“Noch nie hat es so viele Waldbrände gegeben wie 2022” ist jetzt zu hören. Das stimmt nicht, aber man muss sich mal die Mühe machen, in die jüngere Vergangenheit zurückzuschauen. Einen sehr guten Überblick zum Thema Waldbrände in der DDR gibt das Buch von Prof. Dr. Karl Mißbach von 1971, ehemals Professor der Tharandter Forstakademie. Die chronisch devisenknappe DDR konnte es sich nicht leisten, Waldbrände und den Verlust des Holzes und die Folgekosten für Wiederaufforstung achselzuckend hinzunehmen. Und Klimawandel war damals noch kein Thema. Deshalb hat die Forstwirtschaft alles daran gesetzt, Waldbrände zu verhindern bzw. deren Bekämpfung zu optimieren. Seinerzeit war eine wesentlich Ursache der Waldbrände der militärische Übungsbetrieb der Roten Armee (Armee der Sowjetunion) und der NVA (Armee der DDR). Hierauf hatte die Forstwirtschaft aber leider überhaupt keinen Einfluss, stand doch das Militär in der DDR über Allem. Beim Namen genannt werden durfte das damals jedoch nicht. Die Förster in den betroffenen Gebieten wussten es aber ganz genau.

Sind die Waldbrandflächen heute größer als früher?

Zunächst einmal etwas zu den Waldbrandflächengrößen in der DDR. Im Durchschnitt der Jahre 1946 bis 1971 sind in der DDR jährlich 3.985 ha Wald abgebrannt. Das heißt, Waldbrände waren seinerzeit ein viel größeres Problem als heute. Woran lag das? Es gab nach dem Krieg jede Menge Wiederaufforstungen gerade in waldbrandgefährdeten Gebieten wie Sachsen und Brandenburg. Und es sind gerade die vergrasten oder mit Heide durchsetzten Kiefernkulturen, Dickungen und Stangenhölzer, die aufgrund der stark brennbaren Bodenvegetation in hohem Maße waldbrandgefährdet sind. Denn: zuerst brennen nicht die Bäume, sondern zunächst brennt einmal die Bodenvegetation. Jedem Vollfeuer geht also ein Bodenfeuer voraus.

Auch war die Zahl der Katastrophenwaldbrände (> 100 ha Größe) vor allem in den 1960er Jahren sehr hoch. Die Nachkriegspflanzungen waren da genau im walbrandgefährdeten Alter.

So erreichte 1959, als in der DDR insgesamt 9.687 ha Waldfläche verbrannt sind, die größte Waldbrandfläche 1.932 ha. Dagegen erscheinen heutige “Katastrophen” mit Brandflächen von 400 ha relativ moderat, wenngleich natürlich die Folgen eines Brandes heute genauso verheerend sind wie vor 50 Jahren.

Noch etwas zur Geschwindigkeit von Waldbränden. Im Fernsehen werden ja häufig Bilder von Katastrophenbränden z. B. aus den USA oder Australien gezeigt, in diesem Jahr auch aus Frankreich und Spanien. Da erscheint es oft so, als könne man einem Waldbrand generell nur mit dem Auto entkommen, zu Fuß wäre man verloren. Hier mal ein paar Zahlen zur Laufgeschwindigkeit von Waldbränden, die auf Messwerten beruhen.

Die Geschwindigkeiten des Feuers lagen zwischen 0,5 und 1,7 km/h!

Übrigens: der größte je in Deutschland erfasste Waldbrand vernichtete am 15.08.1904 in Primkenau in der Niederlausitz an einem Tag 4.560 ha Kiefernbestände.

Bedauerlich ist jedoch, dass heute, trotz modernster Löschtechnik und Kommunikationsmittel, viel Wissen um die Waldbrandprophylaxe verloren gegangen ist. Allein mit besserer Schulung aller Akteure in der Waldbrandvorbeugung könnte man mehr gewinnen als mit einem Löschhubschrauber. Vielleicht ist es ja bequemer, alles auf den Klimawandel zu schieben.

 

 

 

 

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